Es galt seit Jahren in der deutschen Literatur
in dieser Sprache schreiben Deutsche nur!
Nur Schillers und Von Eichendorfs und Goethen
dürfen auf Deutsch ihre Gefühle tröten.
Doch in letzter Zeit, wie durch einen geheimen Schwur,
Hämmern immer mehr Immigranten auf der deutschen Tastatur
mit Äs und Ös und scharfem S’e
In Büchern, Blogs und in der Presse
Jeder Pole, Türke, Ami und Tscherkesse
entdeckt die eigene Fresse
zeigt plötzlich Interesse
schreibt laute, freche, kesse
wunderbare, undankbare, abstoßende Texte.
„Was wollen sie hier im Lande der Rilken und Fontanen?
sollen sie doch zurückgehen zu ihren Bananen!
Hier schreiben nur wir Deutschen
über Kohl und Äpfel und Birnen
Jahreszeiten und verliebte Dirnen
Sollen doch die andern ihre eigenen Nester beschmutzen
für ihre Geidichte die eigene Muttersprache benutzen
wir brauchen die ungewöhnliche Sprachakrobatik nicht
für diese Dichter sind unsere Hörgänge dicht.“
doch was können wir ausländischen Dichter dafür,
dass diese deutsche Sprache uns verführt
Wir haben gelernt, mit ihr zu lieben und zu leben,
und machen unsere ersten, kleinen literarischen Schritte eben
drücken aus unsere Erfahrungen, Gedanken und Gefühle
in der deutschen sprachlichen Fülle
Versuchen, so gut wir nur können, uns auszudrücken
diese Versuche werden uns nicht immer glücken.
Was wünscht sich der Dichter aus dem Ausland?
Was wünscht sich der Sprachasylant?
„Hört mir nur kurz zu! Das ist alles, was ich verlange
ich weiß, nicht alles was hier steht ist von Belang
und findet ihr in diesem Wortlabyrinth nur einen Diamanten
So freut sich das Herz eines Immigranten.“